Das Charles-Bonnet-Syndrom. Erstbeschreibung schon in der Bibel?
In der Bibel gibt es mehrere Berichte über die wundersame Heilung von Blinden. Ein Fall ist besonders interessant, da er möglicherweise das Charles-Bonnet-Syndrom (CBS) beschreibt.
Jesus heilt einen Blinden in Bethsaida (Mk 8,22–26)
In der Bibel steht (Mk 8,22–26), wie Jesus nach Bethsaida kam und die Leute einen Blinden zu ihm brachten, damit er ihn heile. Jesus führte den Blinden aus dem Dorf hinaus. Dort bestrich er die Augen des Blinden mit Speichel und fragte ihn, ob er etwas sehen könne. Der Blinde antwortete: „Ich sehe Menschen, die aussehen wie Bäume, die sich bewegen“. Allein diese Beschreibung lässt an ein Charles-Bonnet-Syndrom (CBS) denken.
Die Blindenheilung in der Bibel medizinisch erklärt
Beim CBS treten bei sehbehinderten Menschen ohne psychiatrischer Krankheit visuelle Pseudohalluzinationen auf. Vor allem ältere Menschen mit allmählicher Sehverschlechterung sind davon betroffen. Reizarmut und Vereinsamung dürften bei der Entstehung eines CBS eine Rolle spielen. Typisch für das CBS ist, dass die Pseudohalluzinationen allein durch persönliche Zuwendung durchbrochen werden können. Bei Pseudohalluzinationen führt ein äußerer Reiz zu einer falsch interpretierten Wahrnehmung (z. B. Menschen werden als Bäume gesehen). Die Betroffenen erkennen jedoch die Unmöglichkeit des Gesehenen. Die Patienten sind nicht nur durch ihre Erlebnisse belastet, sondern haben auch Angst, für verrückt erklärt zu werden.
Jesus zeichnete sich immer wieder durch besonderes Einfühlungsvermögen aus. Man kann sich gut vorstellen, dass durch freundliche Zuwendung die Halluzinationen im Rahmen einer CBS unterbrochen und damit „geheilt“ wurden.
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